Ohne jeglichen Anflug von Floskelhaftigkeit sage ich: ein Besuch im Café Botanico ist so wohltuend, wie ein kleiner Urlaub.
Urlaub, weil es nach Italien riecht, wenn man reinkommt und nach Italien schmeckt, wenn man die Pasta kostet. Wohltuend, weil sie hier mit Produkten aus ihrem eigenen Garten kochen und diese Qualität einen Einfluss auf das eigene Befinden nach dem Essen hat. Diesen neuen Lieblingsort von mir im Böhmischen Dorf in Neukölln empfehle ich wärmstens!
Gassen mit Kopfsteinpflaster, süße Altbauten und grüne Höfe - das Café Botanico hätte keinen passenderen Standort als die Richardstraße 100 in Neukölln haben können. Eine unscheinbare Tür führt hinab in das wohnzimmerartige Lokal, das sich nach hinten erstreckt, bis es schließlich in den restauranteigenen Permakultur-Garten mündet.
Dort wird das ganze Jahr über angebaut, was saisonbedingt gedeihen kann. Keine 50 Meter sind hier Anbaugebiet, Zubereitung und Konsument voneinander entfernt - mehr Transparenz geht nicht. Das wiederum garantiert für Qualität: sie haben die Bio-Zertifizierung und ernten sorgsam und von Hand, nach Bedarf, um nichts zu verschwenden. Über 200 Wildkräuter und Gemüsesorten wachsen hier, darunter viele alte und seltene Sorten, die die Menükarte des Café Botanico prägen.
Beispielsweise kommen viele für den Wildkräutersalat her, den es als kleine Beilage oder zusammen mit anderen Salaten als Gartenteller gibt. Neben diesem bestellen wir außerdem die Pasta mit Wildkräutern und die Bruschette. Dazu trinken wir den hausfermentierten Hopfen-Kombucha mit Hopfen, selbstverständlich auch aus dem Garten.
Auf dem Gartenteller sind die köstlich bitter-herben Wildkräuterblätter, etwas Spinat und verschiedene Hülsenfrüchte, darunter Linsen, Kichererbsen und Augenbohnen. Diese bezieht das Café Botanico von ihrem Partner aus Umbrien und macht daraus auch die veganen Pasten für die Bruschette. Der herzhafte Bohnendip und das knusprige italienische Bauernbrot harmonieren wunderbar, auch wenn für mich nichts an die klassische Bruschetta rankommt. Ich freue mich schon auf die Sommermonate, wenn die Tomaten hier im Garten reif sind. Die Bruschetta mit dem Dip aus Rucola und Käse ist mein Favorit.
Außer Konkurrenz allerdings steht das Pastagericht: handgeformte Orecchiette, deren unverkennbarer Geschmack nach selbstgemachten Nudeln in Kombination mit den würzigen Aromen der Wildkräuter und etwas Parmesan die Pastaperfektion erreicht. Wir sind begeistert. Normalerweise schmecken mir italienische Nudelgerichte im Restaurant nie, doch jetzt weiß ich, wo ich hingehen muss.
Genauso wie mit Pastagerichten, geht es mir mit Tiramisù. Jeder bietet es an, nirgendwo schmeckt es mir wirklich. Ich mag eigentlich nur das von meiner Mutter - und jetzt auch das im Café Botanico. Endlich ein Tiramisù, das seinen Namen verdient! Neben Mascarpone scheint hier noch etwas Sahne in der Creme zu sein, was es leichter macht. Mehr Kaffee geht für meinen Geschmack zwar immer, aber ich würde behaupten, dies ist das beste Tiramisù, das man in einem Restaurant in Berlin essen kann. Einen Espresso kann man sich ja noch dazu bestellen, der ist auch gut.
Ich kann es kaum abwarten, an einem heißen Sommertag im schattigen Garten des Café Botanico zu sitzen, hausgemachte Limonade zu trinken und Pasta zu essen. Und Wildkräutersalat und eines der köstliches Desserts.
Italienurlaubsgefühle in Berlin - besser geht's nicht. Da wird die Sehnsucht kurz durch die Freude über dieses Juwel von Lokal verdrängt.
Café Botanico
Richardstraße 100
12043 Berlin
Dienstag bis Freitag ab 12 Uhr geöffnet, ab 17 Uhr Abendkarte
Samstag und Sonntag ab 12 Uhr durchgehend warme Küche