Ausgesprochen Athen

Athen strahlt nicht gerade vor Schönheit. Das muss ich so sagen. Doch das finde ich auch gar nicht so wichtig. Denn eine Stadt muss strahlen vor Lebendigkeit, muss ausstrahlen. Das tut Athen sehr wohl. Athen hat mich beeindruckt und beeinflusst, wie es nur selten geschieht. Es ist eine Stadt, die einem etwas mitgibt, die die eigene Person ein Stückchen voran bringt.

 

Dies als kurze Einleitung, bevor ich mich meinen gastronomischen Empfehlungen widme. Denn auch im Hinblick auf die griechische Küche hat mich Athen weitergebracht - und zwar um ein großes Stück! 

Zum Beispiel habe ich ein neues Lieblingsgericht entdeckt: Dakos. Eine zwiebackartige, durch etwas Wasser und Olivenöl leicht aufgeweichte Brotscheibe, wird mit ganz viel frischer Tomate und Feta garniert und mit getrocknetem Oregano bestreut. Hierbei muss man sagen, dass scheinbar jedes Lokal seine eigene Version hat, denn wir haben zu jedem Essen Dakos bestellt und immer war es anders.

Meine Lieblingsversion habe ich in bei Μεζεδοπωλείον Η Καλή Ζωή im Stadtteil Monastiraki gegessen. Vor lauter Tomaten, Paprikascheiben, roter Zwiebel, Oliven, Gurke, verschiedenen griechischen Käsesorten, Kapern, Oregano und gebratenen Salbeizweigen sah man das Brot nicht mal mehr. Ich könnte Dakos hier jeden Tag essen! Genau wie auch den griechischen Salat, der hier verhältnismäßig wenig Feta drauf hat, was ich aber den Versionen mit einem ganzen 200 Gramm Stück Feta auf jeden Fall vorziehe. Die Tomaten waren der Hammer, das ganze Gemüse schmeckte sehr ausgewählt und aromatisch. 

Im Μεζεδοπωλείον Η Καλή Ζωή gibt es außerdem verschiedene Käse- und Wurstplatten, mit Produkten von kleinen Bauernhöfen aus dem Umland. Wir bestellen die geräucherten Scheiben Schweinefleisch - zart, würzig, nicht zu fettig, nicht zu streng, würde ich aber wahrscheinlich nicht wieder bestellen. Obwohl, für die Beilage, die dazukommt schon: Greens. Mir unbekannte, an Löwenzahn erinnernde, grüne Stiele, die mit reichlich Zitrone und etwas Öl beträufelt werden. Ich liebe so etwas. 

 

Als wir ein zweites Mal kommen, erkennt uns der Inhaber des Lokals und bringt ein weiteres, für uns komplett neues Green. Wichtig bei diesem ist, sagt er, es unbedingt mit den Händen zu essen. Das mache ich sehr gerne und bin überrascht, als ich statt des vertrauten bitteren, Pflanzengeschmacks etwas unfassbar saures und salziges schmecke. Ein bisschen wie gepickelt oder sauer eingelegt ist dieser Rucola-ähnliche Salat. Ich vermute, man isst es typischerweise nach dem Essen, da es die Verdauung unterstützen soll. 

Nach dem Essen trinke ich vor allem gerne einen Kaffee und bin sehr glücklich über die griechische Kaffeekultur. Der Inhaber erhitzt meinen Mokka über einem Bunsenbrenner am Nebentisch und schenkt mir den bereits gezuckerten, starken Kaffee dann ein. Viel Kaffeesatz, doch auch viel Geschmack gießt er aus der wunderschönen Mokkakanne in die kleine Tasse. 

Als wir gehen möchten, heißt es, wir sollen unbedingt noch kurz bleiben. Der Lokalbesitzer beginnt ein aufwändiges griechisches Dessert am Tisch der letzten Mittag-Essenden zuzubereiten und alle schauen ihm interessiert zu. Aus geschnittenem Obst, Ei, Milch, viel Honig, Zucker und Zimt und mit Hilfe des Bunsenbrenners und einer Pfanne serviert er uns ein Dessert auf's Haus. Die ganze Situation, das Drumherum, die Stimmung, die Geste, die Einfachheit und diese Zubereitung voller Hingabe und Authentizität macht es zu einem großartigen Nachtisch. 

Gelegen an einem kleinen, grünen Platz mit süßen Katzen und der strahlenden Mittagssonne, habe ich dieses Lokal mit den bunten Holzstühlen und dem ehrlichen Charme wie ein wahres Juwel wahrgenommen. Ich möchte es jedem empfehlen.

Μεζεδοπωλείον Η Καλή Ζωή

Im Stadtteil Monastiraki, Thisiou 12

Wirklich sehr gut gegessen haben wir auch bei Nikitas, einem urigen Lokal, dass, obwohl es mitten in einem schönen touristischen Gassenviertel liegt, sehr authentisch und preisgünstig geblieben ist.

 

Das Dakos war hier mit passierten Tomaten, reichlich Feta und Kapern etwas einfacher, doch ebenfalls aus sehr geschmackvollen Grundzutaten. Viel Knoblauch, perfekt abgeschmeckt und erfrischend fand ich den Tsaziki, der zusammen mit dem auffällig köstlichen Weißbrot, dass es hier dazugab, alleine schon eine zufrieden stellende Mahlzeit hätte darstellen können. Meine obligatorischen Greens sind hier großzügig portioniert und all die anderen Meze auf den Nachbartischen würde ich bei einem nächsten Besuch auch gerne probieren wollen. 

Nikitas

Stadtteil Psirri, 19 Agion Anargyron Street

Viele Auszeichnungen kleben an den Scheiben dieses Lokals. Zurecht, denn sie können wirklich kochen hier. Die Küche ist klassisch griechisch und von Meze über Fleisch zu Fisch relativ umfangreich. Ganz anders als die tatsächliche Küche des Restaurants, welche offen ist und darlegt, wie viel Vorbereitung und Effizienz hier nötig sind, um die am Abend teilweise fünffach besetzten Tisch zu bedienen. 

 

Die Tische stehen direkt auf dem Gehweg und das Restaurant besteht gewissermaßen aus zwei nebeneinanderliegenden Lokalen, zwischen welchen die Kellner hin und her pendeln. Trotz ununterbrochenem Geschäft ist die Stimmung gelöst und das Personal wirkt sehr gut gelaunt. 

Was zunächst wie eine Unmenge an schwerem Essen wirkt, stellt sich letztendlich als problemlos schaffbar und leicht bekömmlich heraus. Wir finden, die Moussaka, die mit Reis gefüllte Paprikaschote und Tomate schmecken so, wie es vermutlich bei einer griechischen Oma schmecken würde, die etwas sättigendes für ihre hungrigen Enkelkinder zubereiten möchte. 

Es macht Freude hier zu essen. Gefällige Geschmäcker und diese bestimmte Art von Stimmung, die einem viel Appetit und Lust zu Essen macht. So ging es mir jedenfalls. Am besten fand ich die gebratenen Sardinen, die mit großzügig Zitrone beträufelt ganz viel sommerliche Urlaubsgefühle haben aufkommen lassen. 

To Paradosiako - Evgenia

Stadtteil Plaka, 44 A Voulis