Ein vietnamesisches Sprichwort besagt, dass jedes Reiskorn, das du nicht aufisst, im Himmel auf dich niederfallen wird.
Reis ist in Vietnam das wichtigste Grundnahrungsmittel und spielt daher auch in Religion und Kultur eine Rolle.
Nachdem ich bereits einige Tage in Saigon verbracht hatte, fielen mir auf einmal große, teppichartige Planen vor manchen Häusern und Geschäften auf. Darauf lag Reis. Es handelte sich
offensichtlich um Essensreste, denn man erkannte Spuren von Sojasauce und Gebratenem. Gleich fragte ich einen vietnamesischen Mitbewohner von mir. Er erklärte mir, dass dies ein Brauch aus dem
Buddhismus ist, der dazu dienen soll, die bösen Geister abzuhalten und das eigene Haus und die Familie vor Unglück zu schützen.
Die Mehrheit der Bevölkerung in Vietnam ist buddhistisch, doch es gibt auch Hindus, Christen und eine muslimische Minderheit. Den Umgang mit Religion habe ich hier als entspannt wahrgenommen. Die
Pagoden sind richtige Oasen in der lauten Großstadt, wo jeder hinkommen kann, auch einfach um die Ruhe und den Frieden zu genießen. Sie sind trotzdem lebendige Orte, die nicht nur dem stillen
Gebet dienen. Auf dem obersten Foto sieht man Kinder, die im Schatten des Tempeleingangs spielen und laut sind - das ist ganz selbstverständlich.
Viele Pagoden dienen auch als Zuhause für Waisenkinder und Kinder mit Behinderungen. Es gibt Frauen, die ihr ganzes Leben in der Pagode verbringen, um die Kinder zu pflegen und ihnen Liebe zu
geben. Das finde ich sehr beeindruckend.
Dieses Mädchen hat keine Eltern mehr und lebt deshalb in der sogenannten "Blatt-Pagode". Neben ihr leben noch zehn Jungen dort, die auch Waisen sind. Alle tragen den gleichen
Haarschnitt.
Kommentar schreiben